Impuls von Pfr. Uwe Hasenberg – 06.05.2020

Wort der Ermutigung

 

Die Gefahr, die von dem Corona-Virus ausgeht, bedroht nicht nur die eigene Gesundheit oder die Gesundheit des Mitmenschen, sondern die ganze menschliche Existenz. Virologen mögen zum Schutz gegen Ansteckung Maßnahmen empfehlen. Sie vermögen aber nichts zum Schutz des Menschseins beizutragen. Denn der Mensch ist nicht dazu geschaffen, sich voneinander zu isolieren und abzugrenzen, sondern auf Gemeinschaft hin.
Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. So bezeugt es die Heilige Schrift im 1. Buch Mose / Genesis 2,18. Gott selbst hatte das von Anfang an erkannt und sogar laut ausgesprochen. Er begann sofort seine Schutzkonzeption für den Menschen umzusetzen: “Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht.
Wie sieht diese Hilfe aus? Diese Frage stellt sich uns nicht nur in der Pandemie, die ein Corona-Virus ausgelöst hat. Was kann gegen das Alleinsein getan werden? “Und Gott der HERR machte aus Erde alle die Tiere auf dem Felde und alle die Vögel unter dem Himmel und brachte sie zu dem Menschen, dass er sähe, wie er sie nennte; denn wie der Mensch jedes Tier nennen würde, so sollte es heißen. Und der Mensch gab einem jeden Vieh und Vogel unter dem Himmel und Tier auf dem Felde seinen Namen; aber für den Menschen wurde keine Hilfe gefunden, die ihm entsprach.” (1. Mose 2,19+20)
Damit ist nicht ausgeschlossen, dass Tiere für das Wohlergehen der Menschen sehr wichtig sein können. Weil die Haustiere versorgt werden müssen, ist der Mensch verantwortlich für das Tier und hat eine Aufgabe. Wachsame Hunde schützen Hab und Gut und oft auch das Leben.
Streicheleinheiten sind nicht nur für das Tier wohltuend. Tiere zeigen Mitgefühl, Trauer und Freude und sind aus unserem Leben nicht wegzudenken. Hundehalter kommen mit anderen Menschen leicht ins Gespräch aufgrund des Tieres. In der Mythologie und Literatur sind es Romulus und Remus, die von Wölfen gesäugt wurden. Mogli wächst unter Wölfen auf, Tarzan bei den Affen. Dennoch findet Mogli ein Mädchen attraktiver als unter den Tieren zu bleiben und Tarzan verliebt sich in Jane. Ähnliches berichtet die Bibel bereits von dem ersten Menschen, hebräisch: Adam. Allein unter den Tieren schlief er ein. Als er erwachte, staunte er nicht schlecht über das, was er sah, und sagte: “Die ist nun Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch; man wird sie Männin (hebräisch: Ischa) nennen, weil sie vom Manne (hebräisch: Isch) genommen ist.” (1,23). In der Bibel-Übersetzung Martin Luthers soll diese hebräische Sprachverwandtschaft erkennbar sein, was bei den deutschen Bezeichnungen “Frau” und “Mann” nicht deutlich wird.
Die wirkliche Hilfe ist dem Mensch nur der Mitmensch. “So ist’s ja besser zu zweien als allein; (…) Fällt einer von ihnen, so hilft ihm sein Gesell auf. Weh dem, der allein ist, wenn er fällt! Dann ist kein anderer da, der ihm aufhilft. Auch, wenn zwei beieinanderliegen, wärmen sie sich; wie kann ein Einzelner warm werden? Einer mag überwältigt werden, aber zwei können widerstehen, und eine dreifache Schnur reißt nicht leicht entzwei.” So steht es im biblischen Buch des Predigers / Kohelet 4,9-12.
Angesichts dessen geht von Corona eine große Gefahr aus. Enkelkinder sollen nicht mehr ihre Großeltern besuchen. Menschen begeben sich freiwillig in Quarantäne oder werden durch Anordnungen isoliert. Niemand soll dem anderen zu nahe kommen. Ein Mindestabstand ist einzuhalten. Immerhin dürfen noch zwei Personen beisammen sein und alle, die in häuslicher Gemeinschaft leben. Im “digitalen Zeitalter” bleiben Menschen auf Distanz und können doch per Telefon und Internet, Videokonferenzen und Briefe miteinander wenigstens im Gespräch bleiben, sich sehen und am Leben der Mitmenschen Anteil haben. Aber dennoch wird wohl nichts mehr vermisst, als die Umarmung und das Lächeln, das nun unter den Masken verborgen ist. Wie gut wäre doch eine zärtliche Berührung.
Wie begegnen wir dieser Gefahr, ohne verantwortungslos zu werden und unsere Mitmenschen zu gefährden? Indem wir uns Zeit nehmen für Gespräche am Telefon, zum Briefe schreiben und Email versenden. Indem wir uns bewusst werden, dass wir über Raum und Zeit mit allen Menschen verbunden sind und bleiben, die zum Volk Gottes gehören, wie auch wir durch Taufe und Glauben. Uns allen gilt die Verheißung des Herrn Jesus Christus: “Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.” (Evangelium nach Matthäus 28,20). So spricht der, der von seinen Freunden in seiner Not allein gelassen wurde. So spricht der, der am Kreuz geklagt hat: “Mein Gott, warum hast du mich verlassen?” So spricht der, der von den Toten auferweckt worden ist und die Gemeinschaft mit den Frauen und Männern, die ihm nachgefolgt sind, lebendig erhält. Zu ihm gehören wir, so dass wir mit dem Apostel Paulus bekennen können: “Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.” (Brief des Paulus an die Römer 8,38-39).
Und wir begegnen der Gefahr, indem Menschen sich nicht davon abhalten lassen, ihrer Berufung treu zu bleiben: in der medizinischen Versorgung, in der Seelsorge, im sozialen Dienst, in Küchen, im Bildungswesen, in der Politik, in der Familie, in der Sorge um Seniorinnen und Senioren, in der Kirche, in Musik und Kunst … Was hier geschieht, ehrt Gott und dient dem Wohl der Menschen. Dafür bin ich sehr dankbar. Denn so wird dem Virus getrotzt. Und das ist gut und Gott wohlgefällig.

 

Ihr Pfr. Uwe Hasenberg, Vorsitzender des esb

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