Am 7. Februar 2020 wurde unser langjähriger Vorsitzender Rudolf Steege im Alter von 83 Jahren aus der Zeit in die Ewigkeit abgerufen.
Rudolf Steege war von 1979 bis 2003, also 24 Jahre Vorsitzender des Evangelischen Sängerbundes. In dieser Zeit haben wir ihn erlebt als einfühlsamen Verkündiger bei Sängerfesten, als besonnenen Leiter und Moderator bei Arbeitssitzungen und nicht zuletzt als Bruder und Freund in mancherlei persönlichen Begegnungen.
Reinhold Weber, der für den esb an der Trauerfeier teilgenommen hat, erinnert sich:
»Ich selber denke an viele gemeinsame Autofahrten zu Sängerfesten und anderen Tagungen, wo wir viel Zeit hatten, uns ausgiebig zu den unterschiedlichsten Themen innerhalb und außerhalb der Sängerbundarbeit auszutauschen.
Ein besonderes Merkmal in der Kommunikation mit Rudolf Steege war, dass er intensiv und oft lange zuhören konnte, bevor er selber etwas sagte. Dabei spürte man, dass er dem Gesprächspartner intensiv zugewandt und an dessen Worten ganz interessiert war. In seiner Gegenwart fühlte man sich an- und aufgenommen.
Ein weiteres Merkmal seiner Person war seine Fähigkeit, in der Verkündigung auf Aspekte des Wortes Gottes aufmerksam zu machen, die man sonst leicht überliest. So erinnere ich mich z.B. an eine Andacht über das Wort aus Psalm 121 Vers 8 „Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit“, das übrigens zur Aussegnungs-Liturgie bei Beerdigungen gehört und so auch bei seiner Trauerfeier gesprochen wurde. Mir selber kam es vor, wie wenn ich ihn selber diese Worte noch einmal sprechen hörte.
Ich zitiere ihn aus der Erinnerung. Er wies darauf hin, dass dieses Wort eigentlich überrascht. Naturgemäß denken wir doch zunächst an Eingang, bevor wir von Ausgang sprechen. Hier aber steht am Anfang der Ausgang. Rudolf Steege sagte: Wir stehen immer zunächst in einem Raum, den wir erst verlassen müssen, um einen anderen Raum zu betreten. Wir müssen Gewohntes ablegen, um neues in Angriff zu nehmen. Das machte er an einigen Beispielen aus dem Leben deutlich. – Soweit in Kürze seine eigenen Ausführungen.«
Heute nun stehen wir an so einer Schwelle, wo wir seinen Ausgang und Eingang bedenken. Rudolf Steege wurde von seinem Herrn aus diesem Leben herausgeführt. Aber er steht nun nicht im Nichts. Sein Herr, dem er ein Leben lang gedient hat, hat ihn wie durch eine Eingangstür in ein anderes Leben geholt, in ein Leben ganz anderer Qualität, ins volle Leben, in das Leben, das für ihn anbruchhaft im Glauben auch hier schon begonnen hat. Rudi Steege hat das leibliche Leben zurückgelassen und lebt nun bei Jesus in seinem Licht.
Dieser Trost kommt auch in seiner Todesanzeige zum Ausdruck. Wir, die wir ihn zu Grabe tragen mussten, wollen beides festhalten: Einmal das große von Liebe geprägte Vorbild, das wir an Rudolf Steege hatten, dann aber auch den Trost, dass sein Leben nicht nur ein Ende, sondern ein großes Ziel hatte, an dem er nun angekommen ist.
Deshalb können wir dem zitierten Psalmwort im Blick auf Rudolf Steege einen Buchstaben hinzufügen und es damit aus der Wunschform in die Wirklichkeitsform herüberholen: „Der Herr behütet deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit“. Dessen dürfen wir über seinem Leben und Sterben gewiss sein.
Der Bundesvorstand des esb
(Foto: Kirchenkreis Altenkirchen)